Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 5. Oktober 2023Auftragsrückgang bereitet Handwerkern Sorgen
Im dritten Quartal hatte das Handwerk in der Region Heilbronn-Franken weiterhin mit hohen Inflationsrate und den damit verbundenen gestiegenen Kosten zu kämpfen. Trotzdem bewertet der Großteil der Betriebe die Geschäftslage als „gut“. Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, die im September durchgeführt wurde. Nachdem der Konjunkturindikator im zweiten Quartal deutlich eingebrochen war, stagniert er nun auf dem gleichen Wert wie zum Ende des zweiten Quartals (21,9 Punkte) und liegt damit deutlich über dem Vorjahresstand (10,6 Punkte). Trotz anhaltender Krisen blicken die Betriebe wieder etwas positiver in die Zukunft. Der Erwartungsindex bleibt zwar weiter im negativen Bereich, hat aber im Vergleich zum vergangenen Quartal etwas Boden gut gemacht. „Glücklicherweise hat sich der Abwärtstrend nicht fortgesetzt“, zeigt sich Handwerkskammerpräsident Ulrich Bopp erleichtert. „Nichtsdestotrotz haben es viele Betriebe gerade nicht einfach.“ Insbesondere im Bausektor ist die Lage nach wie vor angespannt. Gestiegene Kosten führen nach wie vor zu vielen Stornierungen, insbesondere bei Neubauten. „Die Baupreise sind explodiert, die Zinsen sind nach oben gegangen. Ich sehe daher dringenden Handlungsbedarf“, erläutert Bopp und fordert: „Die Politik muss jetzt eingreifen, dass sich junge Menschen Wohnraum schaffen und leisten können.“
Positive Beurteilung der Geschäftslage und leichter Aufwärtstrend bei Erwartungen
Trotz zahlreicher Herausforderungen bewertet die Mehrheit der Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage noch als gut (61,0 Prozent), lediglich 6,1 Prozent als schlecht. Im Vorjahresquartal hatte dieser Anteil noch bei 15,2 Prozent gelegen. Die Erwartungen für das kommende Quartal schätzen die Betriebe nicht mehr ganz so pessimistisch ein wie noch vor drei Monaten. Knapp jeder vierte Betrieb (24,9 Prozent) rechnet mit einer Verschlechterung, während 18 Prozent der Befragten von einer Verbesserung ihrer Lage ausgehen. Im Vorjahr gingen noch 30,8 Prozent von einer Verschlechterung aus.
Rekordtief bei Auftragslage und pessimistischer Blick in die Zukunft
Sorgen macht den Handwerksbetrieben die Auftragslage. Lediglich 12,8 Prozent der Betriebe meldet ein Auftragsplus. 37,0 Prozent verzeichnen rückläufige Auftragseingänge. Damit bewerten die Befragten ihre Auftragslage so negativ wie zuletzt 2009. Auch im Vergleich zum Gesamthandwerk in Baden-Württemberg entwickelte sich die Auftragslage im Kammerbezirk schwach. Auch der Blick in die Zukunft fällt bei den hiesigen Betrieben mehrheitlich pessimistisch aus. 22 Prozent rechnen mit einem Anstieg in den kommenden Monaten, 28,4 Prozent rechnen mit weiter sinkenden Auftragsbeständen.
Auslastung und Umsätze der Handwerksbetriebe rückläufig
Die sinkende Auftragslage wirkt sich auch auf die Auslastung der Handwerksbetriebe in Heilbronn-Franken aus. Zwar gaben nur 8,5 Prozent der Befragten ihre Auslastung mit bis zu 60 Prozent an, aber Anteil der Betriebe, die ihre Auslastung mit 61 bis 80 Prozent angeben, ist im Vergleich zum Vorjahr (19,1 Prozent) deutlich gestiegen und liegt derzeit bei 31,8 Prozent. 45 Prozent sind zu 81 bis 100 Prozent ausgelastet (Vorjahr: 49,3 Prozent), 14,7 Prozent zu mehr als 100 Prozent (Vorjahr 18,2 Prozent). Erwartungsgemäß zeigt auch die Umsatzkurve nach unten. Nur noch 19 Prozent der Betriebe melden ein Umsatzplus. Mehr als jeder vierte Betrieb (26,6 Prozent) verzeichnet Umsatzeinbußen. Allerdings gehen viele Betriebe davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten nicht fortsetzt. Mehr als jeder dritte Betrieb (34,5 Prozent) rechnet im vierten Quartal mit einem Umsatzplus, 18,2 Prozent rechnen mit weiter sinkenden Umsätzen.
Leichter Rückgang bei Beschäftigung und weniger Investitionsbereitschaft
Die Zahl der Beschäftigten dürfte im dritten Quartal leicht zurückgegangen sein. 11,7 Prozent gaben an, mehr Personal eingestellt zu haben, wohingegen 13 Prozent einen Rückgang der Beschäftigten verzeichneten. In den kommenden Monaten dürfte die Zahl der Beschäftigten im regionalen Handwerk wieder leicht steigen. 8,2 Prozent beabsichtigen, neues Personal einzustellen während 5,7 Prozent ihre Belegschaft verkleinern wollen. Viele Betriebe sind trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage weiter investitionsbereit. 17,6 Prozent der Befragten meldeten höhere Investitionsausgaben wohingegen 16,6 Prozent angaben, weniger investiert zu haben. Allerdings dürfte sich die Investitionsbereitschaft in den kommenden Monaten wieder etwas abschwächen. Nur noch 7,7 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen in den kommenden Monaten investieren, ganze 28,4 Prozent wollen ihre Ausgaben in diesem Bereich reduzieren.