Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 4. Juli 2024Erste Zeichen von Entspannung, aber noch keine Trendwende
Höhere Auslastung, steigende Umsätze und wieder mehr Aufträge: Die Lage im Handwerk hat sich im zweiten Quartal 2024 etwas entspannt. Dementsprechend schätzen auch wieder deutlich mehr Betriebe (61,3 Prozent) ihre Lage „gut“ ein. Vor drei Monaten waren es nur 53,6 Prozent. Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, die Mitte Juni durchgeführt wurde. Der Konjunkturindikator, der aus dem Geschäftslage- und Erwartungsindex gebildet wird, zeigt im zweiten Quartal leicht nach oben und liegt derzeit bei 20,5 Punkten und damit nur leicht unter dem Vorjahreswert (21,9 Punkte).
„Es freut mich, dass sich die konjunkturelle Lage im Handwerk wieder etwas verbessert hat“, sagt Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Sorgen bereitet ihm jedoch, dass die Handwerker nicht glauben, dass sich der leichte Aufschwung auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt. Wie die Umfrage ergab, erwarten die Betriebe im dritten Quartal wieder eine leichte Verschlechterung ihrer Lage. Das sei auch der gesamtwirtschaftlichen Lage geschuldet. Experten erwarten für das gesamte Jahr nur ein minimales Wachstum. Damit auch im Handwerk wieder bessere Zeiten anbrechen, sei insbesondere die Politik gefragt, betont Bopp. „Die Bürokratiebelastung wird immer größer. Gerade für kleine Betriebe ist das kaum noch leistbar“, kritisiert er. Auch die Lage im Bausektor ist nach wie vor angespannt. „Hier sind Reformen längst überfällig“, unterstreicht Bopp.
Positive Entwicklung der Auftragslage
Die Auftragslage der Handwerksbetriebe hat sich in den vergangenen Monaten gegenüber dem ersten Quartal verbessert, bleibt aber deutlich hinter den Vorjahreswerten zurück. Von April bis Juni verzeichneten 27,8 Prozent der Betriebe sinkende Aufträge. Im ersten Quartal waren dies noch 40,6 Prozent. Über mehr Aufträge freute sich etwas mehr als jeder fünfte Betrieb (20,6 Prozent). Vor drei Monaten stieg die Zahl der Aufträge bei 17,5 Prozent der befragten Betriebe. 22,1 Prozent glauben, dass der Aufwärtstrend bei den Aufträgen auch in den kommenden Monaten anhält, während 25 Prozent mit einem erneuten Rückgang rechnen.
Aufwärtstrend bei Auslastung und Umsätzen
Die Handwerksbetriebe waren im zweiten Quartal 2024 besser ausgelastet als im ersten Quartal, aber nicht so gut wie im Vorjahr. 17,0 Prozent der Betriebe registrierten einen Auslastungsgrad von mehr als 100 Prozent (1. Quartal: 7,2 Prozent, Vorjahresquartal: 19,5 Prozent). 45,8 Prozent meldeten eine Kapazitätsauslastung zwischen 81 und 100 Prozent (1. Quartal: 40,3, Vorjahresquartal: 53,6 Prozent). Gesunken ist hingegen der Anteil der Betriebe mit einer Kapazitätsauslastung zwischen 61 und 80 Prozent (19,5 Prozent, 1. Quartal: 27,7 Prozent, Vorjahresquartal: 16,6 Prozent). Ebenso ging der Anteil der Betriebe mit geringer Kapazitätsauslastung von maximal 60 Prozent zurück und liegt bei 17,7 Prozent (1. Quartal: 24,9 Prozent, Vorjahresquartal: 10,3 Prozent).
Auch die Umsatzkurve zeigte für viele Betriebe in den vergangenen drei Monaten wieder deutlich nach oben. Knapp jeder vierte Betrieb (24,8 Prozent) berichtet von gestiegenen Umsätzen – signifikant mehr als noch im ersten Quartal 2024 (16,6 Prozent), aber deutlich weniger als vor einem Jahr (45,1 Prozent). 19,9 Prozent der Betriebe verzeichneten sinkende Umsätze. Im ersten Quartal waren es noch 38,5 Prozent. Vor einem Jahr mussten lediglich 15,6 Prozent der befragten Handwerker Umsatzeinbußen hinnehmen. Für die kommenden Monate erwarten die Handwerker in Heilbronn-Franken eine weitgehend konstante Umsatzentwicklung. 22,6 Prozent der befragten Betriebe gehen von steigenden Umsätzen aus, während 22,2 Prozent mit einem Umsatzrückgang rechnen.
Mehr Beschäftigte und weniger Investitionsbereitschaft
Nach einem deutlichen Rückgang im ersten Quartal dürfte die Beschäftigung im Kammerbezirk in den vergangenen drei Monaten wieder zugenommen haben. 15,3 Prozent der Befragten meldeten eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl, zugleich verzeichneten 8,1 Prozent der Betriebe einen Personalabbau. Dieser Trend dürfte laut Befragung auch in den kommenden Monaten anhalten. 13,4 Prozent der Betriebe planen, mehr Personal einzustellen (Vorjahresquartal: 15,7 Prozent) und lediglich 3,4 Prozent der Befragten werden ihre Belegschaft voraussichtlich verkleinern. In der Vorjahresumfrage hatte dieser Wert bei 6,5 Prozent gelegen.
Deutlich gesunken ist dagegen die Bereitschaft, in den eigenen Betrieb zu investieren. Lediglich 8,4 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen Monaten die Investitionsausgaben erhöht zu haben. Vor einem Jahr waren dies noch 23,2 Prozent. Etwas mehr als jeder fünfte Betrieb (21,1 Prozent) verringerte die Investitionen sogar (Vorjahresquartal: 15,1 Prozent). Damit zeigen sich die Betriebe aus dem Kammerbezirk deutlich zurückhaltender als im baden-württembergischen Vergleich. Landesweit haben 17,4 Prozent der Befragten mehr in ihren Betrieb investiert, 15,9 Prozent haben die Ausgaben zurückgefahren.