Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 24. Mai 2023Handwerk sucht händeringend nach Fachkräften
Bei der Frühjahrssitzung der Vollversammlung der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, die am Montag im Meistersaal der Kammer stattfand, zog sich ein Thema wie ein roter Faden durch die Veranstaltung: Der hohe Bedarf des Handwerks an qualifizierten Fachkräften. Auch Auszubildende sind zunehmen schwer zu finden.
Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder studieren
„Ein Grundproblem, mit dem wir uns weiterhin beschäftigen müssen, ist, dass Lehrstellen nicht besetzt werden können“, sagt Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Viele Eltern rieten ihren Sprösslingen noch immer eher zu einem Studium als zu einer dualen Ausbildung. „Den Eltern muss endlich klar werden, dass ihre Kinder im Handwerk wirklich Zukunftschancen haben, und sich darin Perspektiven aufzeigen wie in keinem anderen Bereich der deutschen Wirtschaft.“
Suche nach Nachwuchskräften oft ernüchternd
Michael Ehrler, Vollversammlungsmitglied und Obermeister, berichtet von den Anstrengungen, die die Schreiner-Innung Hohenlohe unternommen hat, um junge Leute für ihren Beruf zu gewinnen. Einige Kollegen hätten aufgrund der vielen ernüchternden Erfahrungen bereits resigniert, sagt Ehrler. Das kennt auch Rainer Biedermann, Obermeister der Kfz-Innung Hohenlohe-Franken. Trotzdem sagt er: „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.“ Dann müsse man eben neue Wege gehen um Nachwuchs zu gewinnen. Seine Innung habe jüngst gute Erfahrungen mit Social Media gesammelt.
Handwerk bietet zukunftssichere Perspektiven
Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, findet lobende Worte für die Bemühungen der Betriebe, um neue Azubis zu finden. Das Handwerk biete hervorragende Karriere- und Aufstiegschancen in mehr als 130 Berufen, ist Schnörr überzeugt. „Wer eine Ausbildung im Handwerk macht, muss sich keine Sorgen um seine Zukunft machen und hat auch beste Verdienstmöglichkeiten.“ Viele Jobs in der Industrie werden über kurz oder lang durch Roboter ersetzt werden. Handwerker müssen sich deswegen kaum Sorgen machen: „Künstliche Intelligenz wird das Handwerk nie ersetzen können“, sagt Schnörr.
Vielfältige Anstrengungen zum Gewinn von Auszubildenden
Von rückläufigen Ausbildungszahlen im vergangenen Jahr berichtet auch Kerstin Lüchtenborg, Leiterin der Berufsbildung bei der Handwerkskammer. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Azubis um fast fünf Prozent geschrumpft. Für Lüchtenborg spielt vor allem die Berufsorientierung an Schulen eine zentrale Rolle bei der Nachwuchsgewinnung. „Eine tolle Möglichkeit, Einblicke in verschiedenen Berufe zu erhalten, sind die Praktikumswochen“, sagt sie. Sie finden in diesem Jahr rund um die Pfingst- sowie Herbstferien statt und ermöglichen es Schülern, in fünf Tagen bis zu fünf verschiedene Berufsfelder kennenzulernen. Während sich die Zahl der angebotenen Praktikumsplätze von Handwerksbetrieben durchaus sehen lassen kann, lässt die Nachfrage der Schüler aber noch zu wünschen übrig, resümiert Lüchtenborg.
Vermittlung von nepalesischen Jugendlichen
Überaus vielversprechend sei eine neu angelegte Lehrerfortbildung im März verlaufen, bei der Lehrkräften für Berufsorientierung aus allen Schularten die vielfältigen Möglichkeiten des Handwerks nähergebracht wurden. Kerstin Lüchtenborg wirbt zudem für ein Projekt des Nepal Secretary of Skills and Training (NSST), bei dem junge Menschen aus Nepal in Ausbildungsberufe in Deutschland vermittelt werden sollen. Bei einer Informationsveranstaltung habe das Konzept großen Anklang gefunden, erzählt Lüchtenborg.
Bau von Multifunktionswerkstatt im BTZ kommt voran
Erfreuliches hatte Johannes Richter, Leiter des Bildungs- und Technologiezentrums (BTZ), zu berichten. Der Bau der neuen Multifunktionswerkstatt komme gut voran. Sie soll im September in Betrieb gehen. In den Räumlichkeiten sollen ÜBA-Lehrgänge für Zimmerer, Frisöre sowie weitere Berufe stattfinden. Um sie möglichst vielseitig nutzen zu können, seien die Möbel, wie etwa Waschtische für Friseure, mobil und können daher auch für die Berufsorientierung genutzt werden, erklärt Richter. „Damit investiert die Handwerkskammer weiter in die Ausbildung junger Menschen, wovon alle Betriebe im Kammerbezirk profitieren können“, sagt Richter.