Pressemitteilung der Handwerkskammer vom 18. März 2025Kammerspitze im Dialog mit Handwerksbetrieben
Beim Betriebsbesuchstag der Handwerkskammer Heilbronn-Franken im Main-Tauber-Kreis war die Kammerspitze zu Gast bei drei Traditionsbetrieben, die je nach Gewerk unterschiedlich auf ihre aktuelle Geschäftslage blicken.

Anfang März fand der diesjährige Betriebsbesuchstag der Handwerkskammer Heilbronn-Franken im Main-Tauber-Kreis statt, bei dem Präsident Ralf Rothenburger und Hauptgeschäftsführer Ralf Schnörr das Gespräch mit drei regionalen Handwerksbetrieben suchten. Im Mittelpunkt standen jeweils die aktuelle Geschäftslage, die politischen Rahmenbedingungen und Themen, die die Betriebe umtreiben, wie die hohen Dokumentations- und Nachweispflichten.
Zu Gast war die Kammerspitze bei Elektro-Reinhart in Külsheim, beim Maler- und Stuckateurbetrieb Berberich in Külsheim-Uissigheim und bei Brandel Bau in Tauberbischofsheim. Begleitet wurde das Duo von Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Main-Tauber und Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags, Timo Szabo, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Main-Tauber-Kreis, und Andreas Kolban, Unternehmensberater der Handwerkskammer.
Treue Kunden retten Betrieb
Nach einem Großbrand im Jahr 2019 hat das am 1. April 1949 gegründete Elektrofachgeschäft Reinhart schwere Zeiten hinter sich, „mit großen Existenzängsten“, sagt Stefanie Reinhart. Die Enkelin von Gründerehepaar Emma und Richard Reinhart ist gelernte Autolackiererin und nach einer weiteren Ausbildung zur Handelsfachwirtin in den Familienbetrieb eingestiegen. „Zum Glück“, freut sich Vater Wolfgang Reinhart. Gemeinsam mit seinem Bruder Horst hat er den Betrieb, in dem auch Sohn Martin und Schwägerin Sabrina Reinhart mitarbeiten, weiter ausgebaut.
Heute steht der Familienbetrieb auf mehreren Standbeinen. Als Elektrofachgeschäft ist Elektro-Reinhart Teil der Expert-Handelsgruppe mit einem breiten Sortiment. Darüber hinaus erweitern Dienstleistungen wie Elektroinstallationen in Neu- und Altbauten, Antennenbau und Kundendienst das Angebot. Derzeit boomt das Geschäft mit Photovoltaik. „Die Nähe zu unseren Kunden hat uns nach dem Brand gerettet. Sie haben uns die Treue gehalten und so den Neuaufbau mitgetragen“, sagt Wolfgang Reinhart. Heute beschäftigt Elektro-Reinhart 18 Mitarbeiter sowie drei Auszubildende.
Früher gab es im Staatsanzeiger mehrere Seiten mit öffentlichen Ausschreibungen. Heute sind es nur noch wenige Spalten.
Christian Reinhardt, Geschäftsführer von Brandel Bau, über die derzeit schwache Auftragslage in der Baubranche
Kammer unterstützt professionell
Nur wenige Kilometer von Elektro-Reinhart entfernt liegt der Maler- und Stuckateurbetrieb Berberich, der vor über 50 Jahren von Paul und Marliese Berberich gegründet wurde. Heute führen Sohn Matthias und seine Frau Brigitte Berberich den Familienbetrieb, der sich auch in schwierigen Zeiten immer auf die professionelle Unterstützung der Handwerkskammer verlassen konnte, wie Brigitte Berberich betont: „In Krisenzeiten hat uns die Kammer immer sehr kompetent beraten.“ Momentan läuft es gut für den Handwerksbetrieb. Mit der Auftragslage sind die Berberichs zufrieden und blicken positiv in die Zukunft.
Der Familienbetrieb beschäftigt fünf Maler und einen Auszubildenden sowie zwei Fachkräfte und eine Teilzeitkraft in der 1987 gegründeten Abteilung für Werbetechnik, in der auch individuell gestaltete Tapeten bedruckt werden. Probleme hat der Handwerksbetrieb vor allem bei der Suche nach geeignetem Personal für das Malerhandwerk. „Bei den Auszubildenden ist oft die mangelnde Mobilität ein Hindernis, bei der Integration ausländischer Fachkräfte sind es meist fehlende Sprachkenntnisse“, stellt Matthias Berberich fest. Für Nachwuchs ist dennoch gesorgt: Sohn Benedikt, noch im Teenageralter, weiß bereits, dass er einmal in die Fußstapfen seiner Eltern treten will.
Baubranche in prekärer Situation
Dass insbesondere die Baubranche neben der allgemeinen Konjunkturschwäche unter einer schlechten Auftragslage, steigenden Kosten und hohen bürokratischen Hürden leidet, wurde bei Brandel Bau in Tauberbischofsheim deutlich. „Früher gab es im Staatsanzeiger mehrere Seiten mit öffentlichen Ausschreibungen. Heute sind es nur noch wenige Spalten“, nennt Geschäftsführer Christian Reinhardt ein Beispiel für die aktuell schwache Auftragslage. Er beklagt gegenüber der Kammerspitze auch den immensen Aufwand und die hohen Kosten für Gutachten, Dokumentationen und Nachweispflichten.
Brandel Bau wurde 1932 gegründet und beschäftigt derzeit 60 Mitarbeiter, davon 10 Auszubildende. Als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb wurde das Bauunternehmen mit dem Ausbildungssiegel der Handwerkskammer ausgezeichnet. Die Haupttätigkeitsfelder sind der Kanal-, Becken- und Industriebau – und das in einem Umkreis von rund 100 Kilometern. Jährlich investiert Brandel Bau rund eine Million Euro in Geräte und Maschinen. Außerdem ist auf dem weitläufigen Firmengelände ein Stahllager eingerichtet, „das größte in der Region“, so Christian Reinhardt, der hofft, dass sich die Rahmenbedingungen für die Baubranche möglichst bald verbessern.