Vier Männer knien auf einem Dach, eine Frau steht vor der Dachfläche auf einem Gerüst
Klaus Sohl

Die Moo Eismanufaktur hat eine neue Produktionsstätte gebaut. Ein Beispiel für nachhaltiges Planen und Umsetzen eines Gewerbebaus.Kleiner ökologischer Fußabdruck

Die Zutaten für ihr Eis stammen aus ökologischer Herstellung und fairem Handel. Dann soll auch die Produktion nachhaltig sein. So das Ziel von Nina Sohl, Inhaberin der Moo Eismanufaktur in Schrozberg. Am bisherigen Standort im Schloss in Kirchberg war das nicht möglich. Solarzellen auf dem Dach sind aus Gründen des Denkmalschutzes nicht erlaubt. Dicke Schlossmauern können nicht gedämmt werden. Da auch der Platz für Produktion und Lagerung sehr begrenzt war, musste eine neue Produktionsstätte her. Zunächst schaute sich Nina Sohl nach leerstehenden Objekten um, aber es war nichts Passendes zu finden. Die Fläche für einen Neubau hat ihr das Schicksal dann quasi vor die Füße gelegt.

Optimale Lage

Jede Woche holt die 52-Jährige Milch, Butter, Joghurt und Sahne am Tor 7 der Molkerei "Schrozberger Milchbauern" ab. Dabei traf jedes Mal ihr Blick auf ein unbebautes Grundstück direkt neben der Molkerei. "Irgendwann habe ich mich gefragt, ob das Grundstück vielleicht noch zu haben ist", erinnert sich Sohl. Anfrage bei der Gemeinde. Ja, es ist frei. Eine Bauvoranfrage wurde vom Gemeinderat genehmigt. Ein Glücksfall für Sohl. "Die Lage ist optimal. Kürzere Lieferwege für meine wichtigsten Zutaten kann ich nicht haben." Sie musste also nur noch zugreifen. Fast. Wäre da nicht noch die Finanzierung gewesen.

"Der erste Entwurf unseres Architekten hat uns auf den Boden der Tatsachen geholt. Wir mussten von den Kosten runterkommen und etwas kleiner denken. Außerdem habe ich mich auf die Suche nach Förderprogrammen gemacht", berichtet Sohl. Beim Programm "Innovative Maßnahmen für Frauen im Ländlichen Raum" wurde sie fündig. Mit diesem Programm fördert das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg Projekte von Frauen zur Beschäftigung von Frauen. "Als Betriebsinhaberin mit einem ausschließlich weiblichen Team hat das perfekt gepasst. Moo steht für Frauenpower pur", sagt sie lachend. Mit der Zusage für einen Zuschuss von 120.000 Euro bei einer Gesamtinvestition von rund 750.000 Euro war der Grundstein für die neue Produktionsstätte gelegt.

 

Weitere Informationen

 www.moo.bio.de

Rohbau eines Gewerbebaus. Vor dem Bau stehen zwei Container. Der Himmel ist strahlend blau.
Klaus Sohl

Ein Hoch auf das Handwerk

Baubeginn war im September 2021.  Nur acht Monate später, im Mai 2022, startete bereits die Produktion im neuen Gebäude. "Dass alles so zügig und reibungslos geklappt hat, lag vor allem an den tollen Handwerkern, die wir gefunden haben. Das Unternehmen Stöhr Bau hat für uns die Pläne gezeichnet, den Rohbau angefertigt und die Bauleitung übernommen. Um die Vergabe der weiteren Gewerke haben mein Mann und ich uns selbst gekümmert.  Wir haben uns ausschließlich für Betriebe aus der unmittelbaren Umgebung von Schrozberg entschieden. Die Abstimmung zwischen den Betrieben lief toll. Sie haben Hand in Hand gearbeitet", berichtet Sohl begeistert. Das Ergebnis: ein Gewerbebau aus umweltfreundlichen Baustoffen, der nachhaltig betrieben wird.

 

Auf dem Prüfstand

Beim nachhaltigen Bauen werden alle Gebäudeteile ins Visier genommen. Auch das Fundament. "Wir haben eine kernaktivierte Bodenplatte. Das heißt, wir nutzen die Böden als große Heiz- oder Kühlflächen. Das spart Energie. Und hat auch beim Bau Zeit und Kosten gespart, da wir keinen Estrich verlegen mussten." Bei den Wänden fiel die Wahl auf massive Steine aus Kalksandstein und Porenbeton. So war keine zusätzliche Dämmung notwendig. In den nächsten Wochen wird noch eine Holzverschalung angebraucht. Durch die großen Holz-Alu-Fenster fällt viel Licht ins Innere. Für die Heizung und Warmwasserbereitung wurde eine energieeffiziente Luft-Wärme-Pumpe installiert.

Den Strom für das Gebäude liefert hauptsächlich die Photovoltaikanlage auf dem Dach inklusive einem 36 kW großen Speicher. Die Anlage stellt auch den Strom für die zwei E-Autos zur Verfügung, mit denen das Eis ausgeliefert wird. Demnächst wird die Außenanlage fertig gestellt. Eine Demeter-zertifizierte Grünfläche mit Blühwiese, Streuobstbäumen und einer Schlehen- und Weißdornhecke. Das Wasser für diesen Garten, die Toiletten und für die Kühlung der Eismaschinen kommt aus der eigenen Zisterne, die bis zu 15.000 Liter Regenwasser sammeln kann.

Die intensive Planung des Neubaus hat sich bereits jetzt für Nina Sohl gelohnt. "Im Sommer hatten wir eine positive Energiebilanz. Wir haben mehr Strom erzeugt, als wir verbraucht haben. Genau das ist unser Ziel. Unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten", freut sie sich.

 

Wie ging es voran?

Der Baufortschritt konnte über einen  Blog mitverfolgt werden.