
Felix Wilhelm nimmt an den World Skills in Lyon teil Mulfinger Schreiner bei der Weltmeisterschaft
Am liebsten arbeitet er mit Nussbaum. Gerne auch mal mit Eiche. Aber dunkle Hölzer findet der diesjährige Tischler-Bestmeister der Handwerkskammer Heilbronn-Franken Felix Wilhelm aus Mulfingen-Hohenrot reizvoller. „Deshalb habe ich für mein Gesellenstück und auch für mein Meisterstück Nussbaum gewählt“, sagt er. Beide zieren seine „Lounge“ im Dachge-schoss seines Elternhauses.
Sein Gesellenstück ist ein frei schwebendes Sideboard für TV und Musikanlage. Auf Knopfdruck fahren seitlich die Boxen der Musikanlage heraus. Diese pfiffige Idee hat mit dazu beigetragen, dass Felix Wilhelm 2022 Kammersieger im Schreinerhandwerk wurde. Es war der Start für seine Karriere. Denn nach dem Kammersieg folgten der Landessieg und der zweite Platz auf Bundesebene. Damit sicherte er sich die Aufnahme in die deutsche Tischler-Nationalmannschaft.
Harte Vorbereitungszeit
Derzeit kämpft er mit seinem Team bei den World Skills 2024, die vom 10. bis 15. September in Lyon stattfinden. Die Vorbereitungen hatten es in sich. „Drei virtuelle Mentaltrainings, zwei Vorbereitungstreffen und sechs Trainingswochen haben wir absolviert“, erklärt er. Insgesamt 42 Teilnehmer aus Deutschland kämpfen in Lyon in 38 Berufen um die Plätze. An der Großveranstaltung treten über 1.500 junge Leute bis zum Alter von 22 Jahren in 60 offiziellen Disziplinen gegeneinander an, unterstützt von 2.500 freiwilligen Helfern. Mehr als 250.000 Besucher werden erwartet.
Die vierköpfige Schreinergruppe traf sich im Vorfeld der World Skills fünfmal jeweils für eine Woche in Sonthofen im Allgäu in der Schreinerei von Michael Martin. Einen ersten Härtetest gab es beim „Sechs-Länder-Training“ der deutschen Mannschaft zusammen mit Tischlern aus Österreich, der Schweiz, Großbritannien, Frankreich und Südtirol. Insgesamt also ein immenser Zeitaufwand. Felix Wilhelm stellt deshalb den Aufbau seines Meisterbetriebs hintenan. Die Teilnahme an den World Skills wird weitgehend finanziert. Für die Trainingswochen gibt es eine Aufwandsentschädigung.
Ausstattung zusammengespart
Finanziell hält sich der frisch gebackene Tischlermeister gut über Wasser. Aufträge von Bekannten, Nachbarn und Freunden lasten ihn gut aus. Die Qualität seiner Arbeiten spricht sich herum. „Mundpropaganda ist die beste Werbung“, freut er sich. Die Ausstattung seiner kleinen Werkstatt hat er sich während seiner Ausbildung bei der Schreinerei Reuter in Dörzbach zusammengespart. Die kleine Halle auf dem Gelände des elterlichen Landwirtschaftsbetriebs – vormals Kuh- und Hühnerstall – hat er mit viel Eigenleistung umgebaut und mit neues-ten Maschinen ausgestattet.
Felix Wilhelm ist als drittes Kind zusammen mit fünf Geschwistern aufgewachsen. „Bei uns ist ständig gebaut worden. Da habe ich festgestellt, dass mein Herz mehr fürs Baugewerbe schlägt als für die Landwirtschaft“, erinnert er sich. Nach Schulpraktika bei Möbel Müller in Kupferzell, der Schreinerei Huber in Jagstberg und bei der Schreinerei Reuter in Dörzbach war klar, dass er den Beruf des Schreiners lernen will.
Traum vom Weltmeister-Titel
Nach der Ausbildung arbeitete er noch ein Jahr als Geselle. Dann entschied er sich, in Vollzeit den Meister zu machen. Dank BAföG und einem Aufstiegsstipendium von der Handwerkskammer Heilbronn-Franken konnte er das finanziell stemmen. Nun überlegt er, wie er nach den World Skills in die Werbeoffensive geht. Seine Vision: „Möbel vom Weltmeister“. Das wäre für ihn der Traum.
Aber auch ohne das Zuckerle des Weltmeistertitels ist er zuversichtlich. Auch wenn er vor allem Möbelbau im Visier hat, macht ihm alles rund um den Innenausbau Spaß. „Die Kunden geben vor, was sie wollen, und ich setze das kreativ um“, sagt er. Gegenüber neuen Technologien ist er aufgeschlossen und setzt diese auch ein. „Ich plane viel virtuell“, bekennt er. Als Hand-werker muss man mit vorne dabei sein, meint er. Künstliche Intelligenz und 3D-Aufmaß sind für ihn die Zukunft.
Außerdem hat Felix Wilhelm viele kreative Ideen auch für seine Kunden. Der Zukunft sieht er jedenfalls gelassen entgegen. Er ist optimistisch und glaubt an sich und seine Schreinerqualitäten. Wenn es gut läuft, kann er sich auch vorstellen, selbst auszubilden, sein Wissen und seine Fertigkeiten weiterzugeben. Nach den World Skills steht aber erst einmal der Aufbau seines Betriebes im Vordergrund.